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Hier können Sie die Filme der Hölderlin Trilogie von Harald Bergmann unkompliziert und direkt anschauen!

Zum Hölderlin Jahr 2020 wurde mit Hilfe des Förderprogramms des Bundes und der Länder zum nationalen Filmerbe eine neu restaurierte, digitale Kino-Version der "Hölderlin Trilogie" erstellt. In der Coronakrise mussten die geplanten Kinoaufführungen abgesagt werden. Deshalb stellen wir hier die Filme online. 

Nach dem Kauf des Streams haben Sie 48 Stunden Zeit, den gewählten Film  anzuschauen. Wie oft Sie den Film in diesem Zeitraum schauen wollen, ist ganz Ihnen überlassen.

Der Spielfilm SCARDANELLI zeigt Hölderlins zweite Lebenshälfte: die  36 Jahre, die der Dichter gewissermaßen im Lockdown im Tübinger Turm verbringen musste. In den Filmen HÖLDERLIN COMICS und LYRISCHE SUITE interpretieren Udo Samel, Otto Sander, Walter Schmidinger, Jean-Marie Straub und Tina Engel die großen späten Texte, die Hölderlin in den Jahren vor seinem Abtransport schrieb. Den Abschluss bildet - als Satyrspiel zur Trilogie - der Dokumentarfilm PASSION HÖLDERLIN, in dem Hölderlin-Verehrer und "Addicts" beschreiben, warum sie sich ein Leben lang mit diesem Dichter beschäftigt haben. 

Scardanelli

Ein Film von Harald Bergmann

"Endlich ein guter Hölderlin-Film!"

Neue Zürcher Zeitung

Der arme Holterling wurde heute morgen abtransportiert, um zu seinen Angehörigen zurückgebracht zu werden. Wieder und wieder versuchte er sich aus der Kutsche herauszustürzen und jedesmal stieß ihn der Mann, der zu seiner Begleitung mitfuhr, zurück. Hölderlin schrie, dass Harschierer ihn wegholten und wehrte sich mit seinen ungeheuer langen Fingernägeln so heftig, dass der Mann ganz mit Blut bedeckt war. (11. 9. 1806, Caroline von Hessen-Homburg)

Friedrich Hölderlin wird in der Tübinger Klinik des Doktor Authenried interniert und schließlich, sieben Monate später, als unheilbar und mit einer Lebenserwartung von drei Jahren dem Schreinermeister Ernst Zimmer zur Pflege übergeben. In dessen Handwerkerhaus, dem "Hölderlinturm", lebt der Dichter weitere 36 Jahre, betreut von der Tochter Lotte Zimmer in dem kleinen Turmzimmer am Neckar, klavierspielend, zeichnend, weiterdichtend. Als man ihm eine Ausgabe seiner früheren Gedichte bringt, bescheidet er den Besucher: »Ja, die Gedichte sind echt, die sind von mir, aber der Name ist gefälscht! Ich habe nie Hölderlin geheißen, sondern Scardanelli!«

Ich bin überzeugt, dass Hölderlin die letzten dreißig Jahre seines Lebens gar nicht so unglücklich war, wie es die Literaturprofessoren ausmalen. In einem bescheidenen Winkel dahinträumen zu können, ohne beständig Ansprüche erfüllen zu müssen, ist bestimmt kein Martyrium. Die Leute machen nur eins draus. (Robert Walser)

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Hölderlin Comics

Ein Film von Harald Bergmann

D 1994 90 min. Experimenteller Spielfilm mit Otto Sander, Udo Samel, Walter Schmidinger und Tina Engel uva.

Filmische Auseinandersetzungen mit dem Thema "Hölderlin" konzentrieren sich zumeist auf die biographische Legende und den Mythos vom "wahnsinnig gewordenen Dichter", der an seiner tragischen Liebe und in der Kunst wahnsinnig wird. Im Gegensatz dazu wird in diesem Film versucht, die Arbeit des Dichters selbst vorzustellen – die kaum bekannten Texte und Entwürfe, die er bis kurz vor und noch kurz nach seinem Abtransport schrieb. Sie werden zugleich der Rezeption, der Einschätzung durch Freunde, Zeitgenossen, der Literaturszene u. a. gegenübergestellt. 

Man erlebt wie die Texte Hölderlins bei Zeitgenossen und Kritikern und auch in den Kommentaren Goethes und Schillers vehemente Ablehnung und Unverständnis, ja Hohn erfuhren, man sieht die Niederschrift der Texte, wie die Entwürfe zum Teil animiert in Hölderlins Handschrift entstehen, und man erfährt wie dies alles schließlich in den gewaltsamen Abtransport in eine Klinik mündet. 

Die außergewöhnliche Form des Films und der hier verwendete »Comic«-Begriff im Titel sind das Gegengift gegen die Vereinnahmung Hölderlins, wie sie im Faschismus stattfand und wie sie im staatstragenden Klassiker-Image fortwirkt.

Im September 1806 wird der Dichter mit Gewalt aus seinem Haus geholt und im Auftrag seiner Familie in ein Klinikum für Geisteskranke gebracht. Eine Verwicklung Hölderlins in eine politische Verschwörung um seinen Freund und Protégé, den Diplomaten Isaak von Sinclair ging dem voraus. Im Zuge der Aufdeckung dieser Verschwörung wurde von Sinclair verhaftet; nach seiner Freilassung mangels Beweisen betrieb er selbst aktiv den Abtransport des ehemaligen Freundes. 
 

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Lyrische Suite / Das untergehende Vaterland

Ein Film von Harald Bergmann

D 1992. 

Mit Jean-Marie Straub, Udo Samel, Otto Sander, D. E. Sattler, Tina Engel u. v. a.

Fünf späte Entwurfs-Fragmente Hölderlins sind die Grundlage einer assoziativen Reise durch die in diesen Texten benannten Orte: über Avignon zum Gotthard, nach Rom, in den Vatikan, zum Berg Athos, und nach Frankfurt, zum „Nabel dieser Erde“. 

Die chronologisch erste Arbeit der „Hölderlin-Trilogie“ von Harald Bergmann ist der Versuch, sich dem Phänomen Hölderlin überhaupt zu nähern und die filmischen Mittel zu entwickeln, um Hölderlins Dichtung ins Kino zu übertragen.

In Trickanimationen von Hölderlins Handschrift macht der Film die Bewegungen des dichterischen Entstehungs- und Denkprozesses sichtbar, denen er nachspürt und die er mit heutiger Realität in Bezug setzt. In Interviews, Improvisationen und Rezitationen erkundet Bergmann, wie diese Texte heute noch laut gesprochen werden können und setzt sich auch gegen den Mißbrauch und die Vereinnahmung der Hölderlinschen Dichtung und ihres Pathos durch den Faschismus zur Wehr.

Bei Thebe und Tiresias!
Mir will der Boden zu kahl seyn.

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Passion Hölderlin

Ein Film von Harald Bergmann

So für sich hingehen, nichts zu suchen und plötzlich etwas zu finden. Solche Wunder gibt es nicht nur in Goethes Wald, sondern auch im Fernsehen. Kongeniales Fernsehen, tiefsinnig, abgehoben, verrückt, eine wunderbare, verlockende Einladung zum Lesen.

Spiegel / SZ

Worin besteht überhaupt die Passion, die Menschen veranlasst, sich mit Hölderlins Werk lebenslang auseinander zu setzen? Harald Bergmann hat sechs Hölderlin-Addicts gebeten zu erklären, warum Hölderlins Texte für sie eine solche Faszination besitzen. Der Hölderlin-Herausgeber D. E. Sattler entziffert die Handschriften, der Philosoph Heinz Wismann vergleicht das Hölderlin-Lesen mit dem Gleiten eines Segelfliegers, der Hirnforscher Detlef B. Linke untersucht die Zyste in Hölderlins Kopf, der Komponist Heinz Holliger denkt über Hölderlin als Musiker nach, die Germanistin Anke Bennholdt-Thomsen spricht über die Dreidimensionalität in Hölderlins Dichtung und Walter Schmidinger, der Grandseigneur unter Deutschlands Rezitatoren, liest „Andenken”. Der als letztes entstandene Fernsehfilm führt ein ins Hölderlinuniversum und zeigt die anhaltende Wirkung und das Echo seiner Dichtung in den verschiedensten Disziplinen.

Drei bislang unveröffentliche Filmteile ergänzen den einstündigen Fernsehfilm in dieser Online Fassung: Dietrich E. Sattler erklärt Hölderlins Lehre vom Wechsel der Töne, Walter Schmidinger erzählt aus seinen Psychiatrieaufenthalten, und untersucht zusammen mit Heinz Holliger, Detlef B. Linke und Heinz Wismann Hölderlins Zeit im Turm.

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