Scardanelli

"Endlich ein guter Hölderlin-Film!"

Neue Zürcher Zeitung

Scardanelli

Ein Film von Harald Bergmann

Der arme Holterling wurde heute morgen abtransportiert, um zu seinen Angehörigen zurückgebracht zu werden. Wieder und wieder versuchte er sich aus der Kutsche herauszustürzen und jedesmal stieß ihn der Mann, der zu seiner Begleitung mitfuhr, zurück. Hölderlin schrie, dass Harschierer ihn wegholten und wehrte sich mit seinen ungeheuer langen Fingernägeln so heftig, dass der Mann ganz mit Blut bedeckt war. (11. 9. 1806, Caroline von Hessen-Homburg)

Friedrich Hölderlin wird in der Tübinger Klinik des Doktor Authenried interniert und schließlich, sieben Monate später, als unheilbar und mit einer Lebenserwartung von drei Jahren dem Schreinermeister Ernst Zimmer zur Pflege übergeben. In dessen Handwerkerhaus, dem "Hölderlinturm", lebt der Dichter weitere 36 Jahre, betreut von der Tochter Lotte Zimmer in dem kleinen Turmzimmer am Neckar, klavierspielend, zeichnend, weiterdichtend. Als man ihm eine Ausgabe seiner früheren Gedichte bringt, bescheidet er den Besucher: »Ja, die Gedichte sind echt, die sind von mir, aber der Name ist gefälscht! Ich habe nie Hölderlin geheißen, sondern Scardanelli!«

Ich bin überzeugt, dass Hölderlin die letzten dreißig Jahre seines Lebens gar nicht so unglücklich war, wie es die Literaturprofessoren ausmalen. In einem bescheidenen Winkel dahinträumen zu können, ohne beständig Ansprüche erfüllen zu müssen, ist bestimmt kein Martyrium. Die Leute machen nur eins draus. (Robert Walser)

Sprache
Deutsche Originalfassung
Genre
Spielfilm
Jahr
2000
Regie
Harald Bergmann
Schauspieler
André Wilms, Walter Schmidinger, Udo Kroschwald, Geno Lechner, Baki Davrak, Rainer Sellien
Festivals / Awards
Friedrich-Hölderlin-Preis der Universität und der Universitätsstadt Tübingen 2007